Mittwoch, 7. Oktober 2009

That's it, that's all

Das Abenteuer Nordamerika ist also nun beendet: Ich bin wieder zurück in Deutschland, und auch wenn mir hierzulande noch einiges befremdlich vorkommt, gewöhne ich mich immer mehr an Dinge wie zum Beispiel um mich herum wieder nur noch deutsch zu hören, an nicht mehr grüne, sondern blaue Autobahnschilder, winzig kleine Euro-Scheine, daran nach einjähriger Handyabstinenz wieder dauer-erreichbar zu sein oder auch im Supermarkt für unglaublich billige 2 Euro schon eine Flasche Wein zu bekommen.

Sowohl Québec als auch die Rocky Mountains waren zwei ganz besondere Erfahrungen. In Quebec habe ich nationale und internationale Freunde gefunden, die culture quebecoise verstehen und lieben gelernt und auch der Quebekisch-französische Akzent klingt in meinen Ohren mittlerweile viel schöner als das dagegen so arrogant wirkende hochfranzösisch.
Nicht nur geographisch, sondern auch bildlich war die Arbeit am Icefield dann nochmal das Sahnehäubchen meines Kanadaaufenthalts. Abgesehen von der Landschaft, die wie ich schon so oft geschrieben habe, einfach nur atemberaubend war, sind mir die "Icefieldpeople" wirklich sehr ans Herz gewachsen und so unterschiedlich wir alle auch waren, waren wir wie eine riesige Familie.

Ich werde das alles wirklich sehr vermissen, doch jetzt bleibt mir nur noch mich bei all meinen Lesern zu bedanken, ich hoffe euch hat das Lesen genauso Spaß gemacht wie mir das Schreiben!

Bye und au revoir,
Eva

California Dreamin'

Bevor wir unseren Roadtrip nach Kalifornien angetreten sind, waren ich und meine Schwester Lina wie schon im letzten Post geschrieben, noch zwei Tage in Vancouver. Wir haben an beiden Tagen nochmal die Stadt besichtigt, da Lina Vancouver noch nicht kannte. Am zweiten Tag haben wir Judith getroffen, die nach ihrem Auslandsjahr in Westkanada gerade nochmal ein paar Wochen zu Besuch da war. Als Insider konnte sie uns dann auch bestens durch die Straßen von Vancouver führen.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Seattle, dort sind wir auch nochmal das Touristenprogramm abgelaufen und sind natürlich auch zum Wahrzeichen Seattles dem Space Needle gegangen. Dort angekommen haben wir entdeckt, das direkt daneben gerade ein Musikfestival in vollem Gange war. Top Acts waren die Black Eyed Peas und Franz Ferdinand. Die Tickets haben 50 Dollar gekostet, was uns für den einen Tag aber zu teuer war. Trotzdem sind wir zur Hauptbühne gelaufen um mal über dem Zaun zu zuschauen und haben auch einen Platz gefunden von wo man das gerade laufende Konzert der Black Eyed Peas halbwegs beobachten konnte. Wir haben uns dann entschlossen abends wenn Franz Ferdinand spielen würde nochmal zurück zu kommen um wieder von weitem zu zuhören. Am Abend ist dann aus dem vom Zaun Zuschauen dank viel Glück und etwas Dreistigkeit unsererseits ein kostenloser Besuch des Konzerts geworden. Ein paar Jungs hatten uns Tickets über den Zaun geworfen, und obwohl die Tickets schon gebraucht waren, haben wir es geschafft damit rein zu kommen. Wie wir das geschafft haben, damit könnte man einen eigenen Blogeintrag füllen, daher will ich jetzt gar nicht ausführlich darauf eingehen. Nur so viel sei gesagt: "We didn't know we nied stämps!".

Am nächsten Morgen haben wir in Seattle unseren Mietwagen abgeholt, und ließen uns ca. 2 Stunden von der Autovermieterin verunsichern, ob wir nicht doch ein größeres Auto nehmen wollten. Die gute Frau meinte nämlich unser Auto wäre zu klein für uns und wir sollten doch besser ein größeres nehmen, weil das Auto käme mit seinem schwachen Motor ja nicht über die Berge bis nach Los Angeles. Obwohl sie uns dann sogar ihren Staff-Discount angeboten hat um uns doch noch zum Hochbuchen zu überreden, haben wir uns entschieden das ursprüngliche kleine und billigere Auto zu nehmen. Und soviel kann ich schon mal vorweg nehmen: Das Auto hat problemlos alle Berge bis nach LA geschafft.

Die ersten zwei Tage sind wir dann vor allem nur gefahren, erst durch Washington und dann den Küstenweg durch Oregon. An der Küste durch Orgeon zu fahren aht sich auch sehr gelohnt, da wir dort wunderschöne Panoramablicke auf Steilküste und Meer hatten.

Am dritten Tag sind wir endlich über die Grenze nach Kalifornien gefahren und haben uns die größten Bäume der Welt im Humboldt Redwoods State Park angeschaut. Die Bäume waren sehr beeindruckend und die wahre Größe kann man auf Fotos kaum festhalten. Nachmittags sind wir dann weiter gefahren und da in unserem Reiseführer die so genannte "Lost Coast", eine verlorene Küste, als sehr idyllisch beschrieben wurde, wollten wir einen kleinen Umweg fahren und dort einen Stopp einlegen. Tatsächlich sind wir aber inmitten von Wildnis und alkoholisierten Einsiedlern gelandet was uns nach einer Weile nicht mehr besonders geheuer war. Zudem sind die Straßen immer schlechter geworden und wir mussten teilweise auf unbetonierten Feldwegen fahren. Da wurde uns die "Lost Coast" dann doch etwas zu verloren und wir haben gemacht dass wir wieder in die Zivilisation kommen.

Nachts haben wir, wie fast immer auf unserer Reise, auf einem Campingplatz unser Zelt aufgeschlagen. Am nächsten Morgen als wir in aller Frühe weiterfahren wollten, haben wir an der Campingplatzeinfahrt zwei ausgesetzte Hunde entdeckt. Wir haben diese dann nach etwas hin und her einem Park-Ranger gemeldet, der sie (hoffentlich) an eine Tierschutzorganisation weitergegeben hat.

Weiter ging es dann also die Westküste runter in Richtung Süden und von nun an wurden wir fast ausschließlich von schlechtem Wetter geplagt. Der ganze Küstenabschnitt war total vernebelt und wir hatten keine Chance die Landschaft zu genießen geschweige denn zu sehen, so das wir uns entschieden haben früher als geplant nach San Francisco zu fahren.

San Francisco ist, wie alle Städte die ich bisher an der Westküste kennen gelernt habe, sehr alternativ, so dass es z.B. kein Problem ist, in den Restaurants vegetarische oder vegane Hamburger zu finden. Ansonsten wurden wir aber nach wie vor von Nebelwetter geplagt, was für San Francisco normal zu sein scheint. Wir sind zur Golden Gate Bridge gefahren und erhofften uns sie von ganz nah zu sehen, aber der Nebel hielt sie fast vollständig bedeckt. Nach einiger Zeit hatten wir aber doch noch für einige Sekunden das Glück, dass die Wolken leicht klarer wurden, so dass wir für etwa 10 Sekunden in den Genuss der Brücke kamen. Nach noch etwas Sightseeing sind wir spät abends raus aus San Francisco um uns noch einen Campingplatz zu suchen, da die Hostels in der Stadt leider alle schon ausgebucht waren.
Nach etwas Fahrerei sind wir kurz nach 23 Uhr in Santa Cruz gelandet, und da die Campingplätze schon alle zu oder voll waren, wollten wir uns dort noch ein Motel suchen. Die Motels hatten dann aber auch schon zu, und so kam es dass wir uns entschieden diese Nacht im Auto zu übernachten. Das haben wir dann auch direkt neben einer Kirche getan und haben auch gar nicht schlecht geschlafen. Am nächsten Morgen, es war Sonntag, sind wir aufgewacht als die ersten Kirchgänger in die Kirche wollten. Kaum hatten wir unsere Sitze wieder hochgestellt als jemand an unsere Scheibe klopfte. Der Mann hatte gesehen dass wir ein Washingtoner Nummernschild hatten und meinte "oh wow, you came all the way down from Washington?? Then welcome in the best city of the world!!!" Bei so einer Begrüßung waren wir natürlich sehr neugierig auf diese Stadt und verbrachten den ganzen Tag dort. Santa Cruz ist voll von Surfern, hat wie man so hört einen der besten Surfspots der Westküste und ist sehr alternativ und eine echte Hippiestadt. Die Stadt ist einfach super gemütlich und vielleicht war das "willkommen in der besten stadt der Welt" gar nicht übertrieben.

Auf dem weiteren Weg nach Süden gings dann vorbei an der Steilküste "Big Sur". Big Sur ist eine ca 100 km lange Küstenstrecke an der Steilaufragende Berge auf die raue Küste treffen. Die Landschaft dort ist einfach traumhaft schön.

Wir haben etwa 2 Tage dort verbracht und sind dann wieder weiter in den Süden gefahren. Kurz hinter Santa Barbara, keine 2 Stunden mehr von Los Angeles entfernt, haben wir dann auf einem Campingplatz direkt am Strand unser Zelt aufgeschlagen und sind in dieser Gegend ein paar Tage geblieben. Das Wetter war hier zunächst wieder nebelfrei und so haben wir uns einen schönen Strandtag gemacht. Am nächsten Tag haben wir uns einen kleinen Surferladen gesucht an dem man Surfbretter ausleihen konnte und haben uns nochmal ein paar Surfstunden inklusive persönlichem Coach gegönnt. Trotz unseren eingerosteten Surffähigkeiten kam es dann also endlich zum langersehnten "surfin' California"!
Am Tag darauf ist das Wetter wieder nebelig geworden und daher haben wir uns entschlossen in Santa Barbara etwas shoppen zu gehen. Dabei haben wir diese Stadt auch etwas besser kennen gelernt und ins Herz geschlossen: eine hübsche Küstenstadt, nicht zu großstädtisch und direkt am Meer, und außerdem auch wieder mit dem typisch alternativen Flair der amerikanischen Westküstenstädte.
Am nächsten Morgen sind wir wieder zum Surfshop um noch ein letztes Mal Surfbretter auszuleihen, bevor es dann am Abend wieder weiter in Richtung Los Angeles ging.

Für Los Angeles hatten wir noch die letzten zwei Tage eingeplant. Am ersten Tag haben wir noch etwas Sightseeing mit unserem Auto betrieben, was wir dann abends zurückgeben mussten. Wir sind durch Beverly Hills gefahren, haben uns Hollywood angeschaut und dort natürlich auch den Walk of Fame besichtigt. Nachmittags wollten wir noch etwas shoppen gehen und dachten, dass dies bestimmt in LA-Downtown am besten wäre... aber dann mussten wir feststellen, dass Downtown in Los Angeles eigentlich nur das Armenviertel der ganzen eingewanderten Mexikaner ist, und wenn überhaupt, kann man da höchsten gefakte Markenartikel kaufen. Aber trotzdem war unser Besuch in Downtown nicht unsehenswert: wir sind nämlich ganz zufällig mitten an einem Filmset vorbeispaziert. Mitten in den Straßen von Los Angeles hatte eine riesige Filmcrew einen großen Straßenblock abgesperrt. In diesem Block drehten sie gerade einen neuen Action/SciFi Film. Es war ein sonniger Tag mit wunderbar blauem Himmel aber trotzdem hat es in diesen Straßen dann plötzlich zu regnen angefangen, da sie es von den Hochhäuserdächern mit Wasserschläuchen regnen ließen. Außerdem sind Autos auf Kommando losgerast um dann direkt wieder mit Vollbremsung zu stoppen und ein geplantes Autowirrwar zu bilden. Aus den Autos liefen dann Menschen mit Machinengewehr und haben auf andere Menschen geschossen, die dann wie tot umgefallen sind. Im Hintergrund fuhr dann auf einmal noch ein als Zug verkleideter LKW vorbei, der den Eindruck machte, man wäre direkt neben einem Bahnübergang... Es war schon sehr spannend das alles zu sehen und auch wie die Schauspieler alles perfekt umgesetzt haben. Denn ein Fehler von nur einem der vielen Beteiligten und die ganze Szene hätte nochmal gedreht werden müssen - was sicher kein billiges Unterfangen ist, wenn man bedenkt, dass ganz viele Straßen gesperrt werden mussten und der Verkehr von der Polizei extra wegen dem Film umgeleitet wurde. Wir haben dann auch die Ordner gefragt wie der Film denn heißt und wann er ins Kino kommt, und alle die wir fragten sagten der Film heißt so etwas wie "All over Zero" und kommt im Sommer nächsten Jahres ins Kino. Später habe ich das gegoogelt und nirgends etwas über einen solchen Film gefunden. Gestern habe ich aber dann doch nochmal geschaut und bin endlich fündig geworden: der Film der an diesem Tag in LA Downtown gedreht wurde, hieß gar nicht "All over Zero", sondern in Wirklichkeit "Inception". Hauptdarsteller ist Leonardo DiCaprio. Dieser war laut Internetberichten und -fotos an diesem Tag auch am Set, nur dass ich und meine Schwester es nicht wussten... Ich habe also quasi nur wenige Meter neben Leonardo DiCaprio gestanden - und habe es nicht gemerkt. Shit happens ;-)

Damit hatten wir aber dennoch an diesem Tag genug erlebt und am zweiten Tag haben wir uns entschlossen noch etwas kalifornische Sonne zu genießen und an den Strand zu gehen. Am Nachmittag haben wir den Tag mit einer kleinen Shoppingtour durch Santa Monica ausklingen lassen. Abends ging es dann mitsamt allem Gepäck zum Flughafen wo wir am nächsten Morgen um 6 Uhr erst nach Atlanta und von da aus weiter nach Frankfurt geflogen sind.