Freitag vor rund eineinhalb Wochen bin ich von Burlington (Vermont) nach Seattle geflogen um so in den Westen zu kommen. Nach einer langen Nacht am Burlingtoner Flughafen, einer Stunde Flug zum JFK-Flughafen in NY und dortigem 5 stündigen Zwischenstopp und weiteren 6 Stunden Flug, bin ich Samstag nachmittags endlich in Seattle angekommen.
SeattleDie Stadt hat mich für ihre Verhältnisse klischeehaft begrüßt, mit strömenden Regen. Ich habe mich also erstmal in mein Hostel begeben, dem "Green Tortoise", mitten in Downtown und sehr zu empfehlen. Dann habe ich abends noch etwas die Stadt besichtigt aber das meiste habe ich mir am nächsten Tag angeschaut. Der Sonntag war nämlich dann auch wettermäßig viel schöner und ich konnte Seattle dann doch noch bei strahlendem Sonnenschein besichtigen.
Seattle ist eine schöne moderne amerikanische Großstadt, und gleichzeitig noch recht überschaubar, also nicht zu groß. Die Stadt hat wirklich viel grün mit vielen Bäumen was sie sehr gemütlich macht. Für mich war das ganze grün total ungewohnt, da zu der Zeit als ich Quebec verlassen hatte, dort die Bäume noch keine Blätter hatten. Das einzige was mir an Seattle wirklich negativ aufgefallen ist, ist das in den Straßenecken unglaublich viele Penner sind, und man dauernd von ihnen angesprochen wird.
GrenzgeschichtenAbends ging es dann weiter mit dem Greyhoundbus nach Vancouver. Die Greyhoundfahrt war eine Geschichte für sich. Ich war ja schon mit dem Greyhound von Montreal nach Burlington gefahren, und im Gegensatz zu jener Fahrt, ist dieses Mal nicht alles ganz glatt gelaufen.
Angefangen hat es noch vor der Abfahrt. Neben mich hat sich eine junge Frau gesetzt und da sich die Abfahrt etwas verzögerte, ist sie noch einmal aus dem Bus ausgestiegen um auf die Toilette zu gehen. Sie fragte mich vorher ob ich so lange auf ihre Sachen und ihre Handtasche aufpassen könne und ich sagte natürlich mit einem "sure" zu. Als sie noch draußen war, stieg dann die Busfahrerin ein und startete den Bus. Ich und andere um mich herum riefen der Busfahrerin zu, dass noch ein Passagier fehlt, aber die Busfahrerin fuhr einfach los. Also bin ich nach vorne gerannt um der Busfahrerin noch einmal zu sagen, dass sie einen Passagier zurückgelassen hatte. Diese entgegnete mir dann nur kalt "she shouldn't have gone out then". Ich war perplex und konnte es gar nicht fassen. Ich ging zurück zu meinem Sitz während neben mir auf meinem Nachbarsitz noch sämtliche Sachen der zurückgelassenen Passagierin lagen, mit Handtasche und allem drum und dran... Eine meiner anderen Sitznachbarn hat die Sachen dann an die Busfahrerin weitergegeben, mit den Worten "those are the things of the person you left at the station". Die Busfahrerin hatte hier eindeutig die Grenze überschritten.
Während der Busfahrt dann, saß hinter mir saß eine Frau die wohl einer anderen an der Station ihr Handy geliehen hatte. Auf diesem Handy wiederum rief der Ehemann der Frau, die sich das Handy geliehen hatte an, um mit ihr zu sprechen. Diese wiederum war so tief im Schlaf, dass sie wohl nicht wach zu kriegen war. Es stellte sich heraus, dass die schlafende Frau ihre Station verpasst hatte, an der sie hätte aussteigen müssen. Der Mann hat dann die Verfolgung von unserem Bus aufgenommen und hat bei der nächsten Haltestelle, die etwa eine Stunde von der vorigen entfernt war, versucht seine Frau wach zu rütteln. Diese schlief jedoch immer noch tief und fest. Ich nehme an sie war voll von Alkohol oder Drogen, jedenfalls dauerte es sicher 10 Minuten, bis die Frau endlich mit ihrem Mann aus dem Bus ausgestiegen ist... sehr grenzwertig!
Dann sind wir irgendwann im Laufe des abends an der kanadischen Grenze angekommen. Ich musste dort mein Studentenvisum in ein Work und Travel Visum tauschen das mir erlauben würde, hier in Kanada zu arbeiten. Beim Visum ist zum Glück alles glatt gelaufen, abgesehen davon dass ich beinahe statt einem offenen Visum (was mir erlaubt überall in Kanada für jede Stelle die ich will zu arbeiten) nur ein Visum für meine aktuelle Arbeit gekriegt hätte. Diesen Fehler haben wir aber rechtzeitig gemerkt und es ist alles gut gelaufen. Das Ganze hat aber doch relativ lange gedauert, und ich hatte schon Angst, das die Busfahrerin auf die Idee kommen könnte ohne mich weiter zu fahren.... das hat sie aber zum Glück nicht gemacht. Endlich war dann auch mein Visum fertig, und ich wollte mich zurück zum Bus machen. Dann der Schreck: mein Gepäck, also meine 2 großen Koffer, mit all meinen Sachen, war auf einmal verschwunden. Ich konnte es mir nicht erklären und fragte die Grenzbeamte die mein Visum bearbeitet hatte aber sie wusste auch nichts. Dann bin ich zur Busfahrerin, ob sie es vielleicht schon verladen hatte, aber auch sie wusste von nichts. Also bin ich zurück in das Grenzbüro, und dann nach einiger Verwirrung, stellte sich heraus, dass das Gepäck zwei andere Grenzbeamte genommen hatten. Sie hatten es für das Gepäck eines Gefangenen gehalten und es schon in den Gefangenentransporter verladen!! Glück gehabt, dass ich es noch rechtzeitig gemerkt habe, denn hart an der Grenze, und mein Gepäck wäre irgendwo in einem Gefängnis gelandet!!
VancouverDort habe ich im Backpackerhostel "Samesun" übernachtet. Auch sehr zentral gelegen, und voll von anderen Kanada-Abenteurern :-).
In Vancouver war ich leider sehr viel mit organisatorischen Sachen beschäftigt. Ich musste mir Arbeitskleidung besorgen, eine Sozialversicherungsnummer beantragen, ein kanadisches Konto eröffnen (das hatte ich in Quebec die ganze Zeit über nicht gebraucht, da ich ja mit meinem Studentenvisa kein Geld verdienen durfte)und die wichtigsten Sacen wie Shapoo schon im Vorraus einkaufen, da ich hier in den Rockies keine guten Einkaufsmöglichkeiten habe...
Dennoch habe ich mir es natürlich nicht entgehen lassen die Stadt anzuschauen. Das Wetter war die gesamtem 4 Tage als ich da war leider immer stark bewölkt, so dass ich die Stadt nur unter Wolken sehen konnte. Sehr schade zwar, aber die Stadt war trotzdem sehr beeindruckend. Die Berge um die Stadt herum und das angrenzende Meer bzw eher eine Bucht macht die Stadt zu etwas besonderem. Außerdem sind rings um die Stadt herum viele große Parks. Einer davon ist der Stanley Park, der wirklich riesig ist mit vielen verschiedenen dort lebenden Tierarten. Der Park ist eine Art Halbinsel, so dass man ihn zu Fuß oder mit dem Fahrrad umrunden kann. Dabei kann man den wunderschönen Ausblick auf das Meer, die Berge und die Stadt genießen.
Ansonsten hat Vancouver mit seinen unterschiedlichen Stadtteilen viele verschiedene Facetten: z.B. ein recht großes Chinatown, das altertümliche Gastown oder die Innenstadt mit der belebten Granville Street (die zur Zeit leider eine einzige Baustelle ist da als Vorbereitung für die Olympischen Winterspiele gebaut wird).
Die Columbia IcefieldsDonnerstag abend bin ich dann wieder von Vancouver weiter, und habe wieder den Greyhound genommen, um die 11 Stundenfahrt nach Jasper mitten in den kanadischen Rocky Mountains auf mich zu nehmen. Da der Bus nachts gefahren ist, konnte ich währenddessen leider nicht viel von der Landschaft anschauen, im Dunkeln habe ich jedoch die Umrisse der Bergketten erahnen können.
Von Jasper, einem kleinen Ort mitten im Jasper-Nationalpark ging es dann wieder mit einem anderen Bus weiter, um zu meinem endgültigen Ziel, dem 100 km entfernten Columbia Icefield zu kommen. Auf dem Weg dorthin, hatte ich sehr viel Glück, erst waren am Straßenrand eine Horde "Elks", und später dann, haben wir durch das Gestrüpp sogar noch einen recht großen Bären gesehen! Laut dem Busfahrer ein echter Grizzlybär! Leider habe ich meinen Fotoapparat zu spät gezückt, so dass ich nur ein relativ schlechtes Bild von ihm machen konnte.
So, aber nun zum Columbia Icfield: Es ist meine neue Arbeitstätte und mein neuer Wohnort zugleich. Hier werde ich die nächsten Monate leben und Geld verdienen. Es ist sehr abgelegen und der nächste Ort ist das 100 km enfernte Jasper. Und hier gibt es wirklich nur die Touristenattraktion des Columbia Icefields. Es ist ein riesiger Gletscher mit einer Fläche von 325 km² und bis zu 365 m Tiefe.
Hier oben ist es auch Streckenweise noch sehr kalt, es kommt oft vor dass es schneit, aber es ist auch gleichzeitig wechselhaft, so dass wir auch Temperaturen bis zu 15 oder mehr Grad haben. Dafür ist die Landschaft aber wirklich super schön. Um uns herum sind lauter weiße Berggipfel und wenn ich aus meinem Zimmerfenster schaue, ist einer direkt vor mir. Der Schnee soll bis zum Sommer allerdings komplett von den Bergspitzen verschwunden sein, auch wenn es selbst im Sommer noch vorkommen soll, dass es hier schneit.
Mit meinem neuen Job hier habe ich glaube ich wirklich einen Glückstreffer gelandet. Die Arbeit ist okay, ich arbeite im Souvenirladen an der Kasse oder im Lager, werde mit 11.5 CAD/ Std recht gut bezahlt und die Mitarbeiter und Vorgesetzten sind alle sehr nett.
Ich muss immer 6 Tage am Stück arbeiten und habe dann 2 Tage frei. In meiner freien Zeit kann ich, da ich Staffmitglied bin, an Touren die hier angeboten werden, zum Icefield, oder auch in andere größere Orte wie Banff oder Jasper, kostenlos teilnehmen.
Hier arbeiten und leben noch viele andere Saisonarbeiter, so dass ich hier trotz Abgeschiedenheit sicher nicht vereinsamen werde. Ich bin wie alle anderen Staffmitglieder in einer Art Wohnheim untergebracht, habe ein schönes Zimmer, was größer ist als das was ich an der Uni in Quebec hatte, mit (fast) eigenem Bad (ich teile es mit meinem Nachbarszimmer, aber momentan wohnt da noch niemand).
Und das beste: für die Staffmitglieder wird immer Frühstück, Mittag- und Abendessen zubereitet, so dass ich für mich selbst nicht kochen muss und immer etwas zu essen da ist. Eine Wohltat, nachdem ich die letzten Monate im Wohnheim in Quebec immer für mich selbst kochen musste!
Also insgesamt glaube ich habe ich es hier ganz gut getroffen, und es wird sicher ne super Zeit hier. Das einzige Problem ist, ist dass mein Internet wirklich schlecht bis manchmal gar nicht funktioniert, so dass ich, auch wenn ich frei habe, kaum kontrollieren kann, wann ich ins Internet kann. (-> um
meine Fotos hochzuladen, bin ich extra nachts aufgestanden...) Noch dazu habe ich hier kein Telefon, ich bin also am aller besten per E-Mail erreichbar (selbst Facebook und Skype sind für dieses Internet Schwerstarbeit...).
Achja, und ich muss meinen letzten Eintrag korrigieren: Hier In den Rockies gilt natürlich die Mountain-Zeitzone, dass heißt es sind statt den 9 Stunden doch "nur" 8 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland.
So, jetzt habe ich aber alles geschrieben. Ich sollte anfangen Preise zu vergeben, für diejenigen die solange durchhalten ;-)
Bye,
Eva
PS:
kleine Anekdote am Schluss: Es ist immer witzig, wenn Deutsche in den Giftshop kommen. Als ich heute an der Kasse einem deutschen Ehepaar den zu zahlenden Endbetrag auf deutsch genannt habe, meinten sie erstaunt "oh, your german is very good!"